Von diesem Ort aus
Ein Gespräch zwischen Lukas Burkart (TEN), Daniel Ganz und Shirana Shahbazi
Lukas Burkhart, Daniel Ganz und Shirana Shahbazi sprechen über ihre Zusammenarbeit beim Entwurf und Bau eines Hauses für sozial benachteiligte Frauen auf dem Land in der Nähe von Gradačac, Bosnien und Herzegowina.
- Lukas Burkhart
- Ich glaube, wir beginnen vielleicht mal mit einem eher offenen Gespräch, wie es dazu kam, oder wie wir ins Projekt eingestiegen sind. Daniel, wenn wir mit dir beginnen, seit wann bist du im Projekt dabei?
- Daniel Ganz
- Das kann ich dir jetzt gar nicht mehr sagen, seit wann. Nemanja (Nemanja Zimonjic von TEN) hat mir mal das Projekt präsentiert, das ihr plant. Das war eigentlich so ein sanfter Einstieg. Er hat mir vor allem den Ort mal beschrieben. Das hat mich sehr fasziniert. Ich hatte mir versucht, das vorzustellen, ich war ja noch nie in Bosnien, oder überhaupt noch nie in dieser Gegend. Er hat mir so ein paar Fotos gezeigt, wie es dort aussieht. Dann hat er mir erläutert, dass ihr ein Frauenhaus bauen möchtet.
- Shirana Shahbazi
- Ich kann mich erinnern, für mich war die Arbeit so: Erstens haben wir uns durch die Zusammenarbeit an der ETH gekannt, und dort hat es mir auch sehr viel geholfen, also es war ja schon so die Basis da, man schaut beieinander in die Projekte rein, und hilft, wo man kann, und dann, wo ihr kamt, waren ja die Volumen eigentlich schon fix, und trotzdem gab es so…
Und ihr seid trotzdem mit einer großen Offenheit an mich heran, weil die Aufgabe war eigentlich von Anfang bis zum Schluss nicht genau definiert, und ich glaube, meine Stärke ist, dass ich so auch arbeiten kann. Im Laufe des Prozesses kamen viele Dinge ans Licht.
Man musste sich ja auch aus dem Projekt heraus überhaupt entwickeln, was man machen will, was man machen kann, was Sinn macht, was finanziell möglich ist. Jetzt nach der Fertigstellung ist die Fassadenbekleidung so prägnant und so identitätstiftend, das ist jetzt ein wichtiger Teil geworden, da war ja einfach das Material plötzlich gegeben, oder?
- LB
- Ja, wir hatten ein Modell, das Volumen oben, das war weiß, und wir waren uns nie sicher, was wir eigentlich machen sollten. Wie wir das Material machen wollen, oder können, und auch wie der Ausdruck ist. Auch das Weitere, der Backstein, der Beton, also alles war roh, wir haben uns auch vorstellen können, dass gewisse Dinge ein bisschen roh bleiben, obwohl das eben ganz anders konnotiert ist im Balkan, als vielleicht in der Schweiz.
- SS
- Da war es ja wichtig, dass Nemanja und Ognjen Krašna Teil vom Team sind, und das nachempfinden können, was das für Statements sind, ob es roh bleibt oder nicht.
- LB
- Genau, zu Beginn des Projekts unternahmen wir mit Ogi (Ognjen) eine Reise nach Sarajevo.
- SS
- Wir wollten die Frauen treffen, die da Textilien produzieren. Wir wollten schauen, was in der Umgebung produziert wird.
- LB
- Wir haben mit einem Verein, die Frauen unterstützen, die Produkte, Textilhandwerk in Sarajevo unterstützen, gesprochen. Dann waren wir auf dem Gradacac bei einer alten Frau, die den Webstuhl hatte im unteren Haus.
- SS
- Das hatte ich heute in der Hand, das Ding (Textil).
- LB
- Wir waren im Autolackiergeschäft, wo die farbigen Fassadenelemente hergestellt werden.
- SS
- Wir waren aber auch bei Freunden, die Teppiche gesammelt haben, Kilims. Aus dem heraus ist es ja auch entstanden.
- LB
- Ich glaube, es ging auch um den Alltag, oder? Auch um den Alltag der Frauen. Ich mag mich auch noch an die Bilder von Nura erinnern, die im alten Haus gelebt hat, wo du eigentlich erstens mal geschaut hast, die Frage der Farben, die sehr wichtig sind in der bosnischen Kultur. Aber auch die Frage der Schichten, oder? Textilien über Textilien. Das war ein wichtiger Moment, wo wir auch gedacht haben, vielleicht machen wir mal die erste Schicht, quasi um zu zeigen, dass es voll okay ist, wenn neue Schichten dazukommen.
- SS
- Die Bilder von eurer Reise waren für uns wichtig, um zu sehen, wie das belebt werden kann. Wir hatten keine Ahnung, wie es sich dann weiterentwickelt. Aber wir haben ja nie gesagt, so jetzt sind wir fertig.
- LB
- Genau, ist es ja immer noch nicht. Das Projekt hat diese Offenheit gebraucht, damit es sich so entwickeln kann, wie es jetzt ist. Oder wie es vielleicht erst noch wird.
- SS
- Und dann auch die Arbeit von Subhia (die Betreuerin), und auch die der Bewohnerinnen, das ganze Beleben ist ja viel mehr als das Gebäude hinstellen.
Dann gab es diese Platten, die ihr umsonst erhalten habt, also die der Bauleiter nicht einfach gekauft hat. Wie hieß der? - LB
- Senad.
- SS
- Genau. Und diese Platten hatten halt diese wellige Form, also es gab dann eine gegebene Breite und Oberflächenstruktur. Und das bei den Farben, man braucht ja schon ein bisschen Anhaltspunkte, also die Fassade, dieser weiße Kubus war sehr lang, eigentlich als Form relativ ungewohnt. Und wie kann man diese architektonische Geste lassen und es trotzdem irgendwie beleben… und wir haben fünf Farben genommen, die eigentlich in der Fläche gleich groß sind, aber in der Form nicht. Das waren für mich so die kleinen Anhaltspunkte für Spielregeln, die ich mir mache. Obwohl es so wild aussieht, war es ein rechtes Puzzle, um eine Lösung zu finden, wie es nun ist.
- LB
- Ich glaube auch die Leute, die oft dort waren, vor allem Ognjen, haben gesehen, dass durch die Oberfläche, weil es Vollglanz ist, je nach Wetter und Jahreszeit ganz andere Farben dominant waren. Ich glaube, das war auch sehr interessant. Auch weil die Umgebung im Winter weiß ist, je nachdem ob der Himmel weiß ist oder blau, im Sommer wird es wieder ganz satt grün, im Herbst ist es wieder eher braun. Ich glaube, es war sehr interessant zu sehen, wie sich die Farben vermischen. Über die Jahreszeiten haben wir eine große Faszination dafür entwickelt, wie sich das Haus verhält. Ich glaube, man trifft es nie auf dieselbe Weise an.
- SS
- Ich glaube, ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass wenn man mit so einer starken Farbgebung kommt, dass man in der Planung schon mal Angst hat und man hat selber diese Erfahrung von hey, es lebt sich so in der Umgebung. Wir haben versucht, gut und seriös zu bemustern. Wir haben die kleinen Muster, wir haben die großen Muster gemacht, aber ich hatte ein vollständiges Gefühl von hey, ist das gut?
- LB
- Das hatte ich schon auch. Ich war zuerst unsicher, ob es zu viel ist, auch für die Leute dort. Im Schluss wohnen sie auch dort und es geht auch darum, wie das im Dorf wahrgenommen wird. Aber so, was ich gehört habe, war es ein sehr positives Feedback. Ich glaube, das wächst einem ans Herz. Ich glaube, diese Unsicherheit ist sehr schnell verflogen. Ich glaube, es sind alle stolz. Es geht uns ja auch um eine Identität und um eine Sichtbarkeit.
- DG
- Vorhin haben wir Teppiche angeschaut und da gibt es einige Farben, bei denen ich das Gefühl habe, die sind ähnlich. Kommen die von diesen Teppichmustern oder wie seid ihr auf diese Farbauswahl gekommen? Ich habe das Gefühl, es passt effektiv zu diesen Leuten, die dort leben, und mit dieser Kultur. Ich habe auch das Gefühl, dass es etwas damit zu tun hat, dass es Farben sind, die sie auch sonst im Alltag verwenden. Auch diese Inneneinrichtungen, mit den Blumen, das hat eine Tonierung, die mir vertraut vorkommt, in dieser Hinsicht.
- SS
- Ja, auf jeden Fall. Was wir viel angeschaut haben, waren die Bilder von eurer Reise, die Bilder von Nura, und es ist ja auch manchmal die Situation, dass man nicht alles in einem Guss fertig machen kann. Aber ich glaube, es war schwierig, wir waren bei dem Lackierer, wir haben uns die Textilien angeschaut und es ging schon darum, eine Farbgruppe zu finden, die wie eine Familie daherkommt, aber die trotzdem auch wie einzelne Protagonistinnen sind.
- LB
- Ich meine, du arbeitest ja auch sehr viel mit Farben. Ich glaube, ein bisschen, oder vielleicht auch zu einem großen Maß, hast du ja auch ein Gefühl, was eben eine Farbfamilie sein könnte. Ich glaube, als wir die Muster dann hatten, ging es doch ziemlich schnell.
- LB
- Vielleicht können wir ein bisschen darüber reden, wann wir uns als Gruppe (Daniel, Shirana, Lukas) zum ersten Mal getroffen haben, direkt vor Ort.
- DG
- Wir waren einmal zusammen dort, für die Auswahl der Bäume. Genau, wir waren zu viert (Shirana, Daniel, Ognjen, Lukas). Ogi war der Fahrer, der hat uns von Belgrad da hin gefahren. Wir sind dann auf dem Hinweg zuerst in die Baumschule gefahren. Wir hatten so eine gewisse Vorstellung von dem, was wir brauchten. Und sind dann in die Baumschule und haben gesehen, oder ich habe es vor allem auch so für mich gedacht, dass das Sortiment eher reduziert ist. Und wir sind dann durch die Baumschule gelaufen, haben diese wenigen Bäume, die wir da wollten, gesucht und dann gefunden. Und dann so ganz spontan haben wir noch den Schleedorn ausgewählt (Prunus spinosa), also Shirana hat den ausgewählt.
- SS
- Der hat mich halt so angeschaut!
- DG
- Dem mussten wir dann auch einen schönen Ort finden, den wir dann auch leicht gefunden haben. Wir haben alles in einem Tag gemacht, ausgesucht, und dann haben die das ausgegraben.
- LB
- Wir kamen zum Haus und eigentlich wollten wir pflanzen, aber sie haben gleichzeitig mit der Kanalisation begonnen.
- DG
- Es war noch voller Gräben…
- SS
- Ja, sie (die Baufirma) hatten gerade angefangen zu graben. (lacht)
- DG
- Ja, wir haben sehr lang zugeschaut. Und dann irgendwie so ganz gegen Abend haben wir es dann doch noch geschafft, mindestens genau zu definieren, wo welcher Baum hinkommt, und die Gärtner haben dann begonnen zu pflanzen.
- LB
- Ich kann mich erinnern, wenn wir noch beim Garten bleiben, an den Bruder von Hazima, Mustafa. Er hat uns gesagt, wo es die gute Erde gibt, oder? Besser gesagt, du (Daniel) hast ihn gefragt, weil sie hatten keinen Humus. Sie hatten nur Sand gebracht.
- DG
- Genau, das war natürlich so, weil der Ort war immer noch so baustellenmäßig. Und das ist richtig, der Mustafa, der Bruder von Hazima, der ist ein Bauer, der nebenan das Land bewirtschaftet, und er hat uns dann gesagt, dass wir da Humus holen dürfen, weil er eben dort den Boden umgeackert hatte.
- SS
- Und das Nette war, dass ihr mich gar nicht ausgeschlossen habt, obwohl ich ja keine Ahnung habe von den Pflanzen.
- LB
- Aber ich glaube, die Komposition zusammen mit der Fassade, das war ja schon wichtig, dass wir das eben gemeinsam gemacht haben, weil es ja ein Zusammenspiel ist.
- DG
- Und das ist ja eigentlich auch das A und O, man kann das ja alles schön planen, und dann kommt das Pflanzenmaterial und man orientiert sich am Plan und realisiert dann vor Ort, jetzt muss man sich das schon ein bisschen genauer anschauen. Und das ist natürlich von daher auch wertvoll, wenn du als Künstlerin und der Lukas als Architekt und der Ognjen als Architekt eure Meinung dazu gebt und sich dann so der richtige Standort finden lässt. Von daher war das eigentlich sehr schön, wie wir das machen konnten.
- LB
- Es gab immer einen Dialog, oder? Also mit Hazima, den Ingenieuren und uns, wie das Ganze organisiert ist. Ich glaube, es war ganz wichtig, dass wir immer Leute vor Ort hatten, die uns auch bei der Entwicklung unterstützt haben. Am Schluss funktioniert das Projekt ja nur, wenn es eigentlich dort verankert ist. Wahrscheinlich hat sich dieses Ziel bei allem ein bisschen durchgezogen, dass wir versucht haben, es im Dialog immer lokal auch abzustützen.
- SS
- Ich hatte bei dem Projekt extrem das Gefühl, dass alle auf dem gleichen… also ohne esoterisch klingen zu wollen, aber die Energie war die gleiche. Auch bei unserer ersten Reise, wo wir dann bei Subhia zu Hause waren, zusammen mit deinem Bruder und mit Hazima oder mit dir.
- LB
- Sogar mit Senad, dem Baumeister. Also ich glaube, es gab überall… also alle hatten dieselbe Motivation.
- DG
- Das Schönste ist wirklich, dass es so wie aus dieser Örtlichkeit mit diesen Leuten vor Ort, aus diesen Materialien vor Ort, dass da so etwas entstanden ist. Das finde ich eigentlich das Faszinierendste an dem Ganzen. Klar haben wir unsere Vorstellung, dass es aus diesem Ort entstanden ist. Und von diesen Leuten, die dort leben und damit leben.
- LB
- Ich glaube, wir haben dem auch viel Zeit gegeben. Klar, einerseits war es eine Frage der Finanzierung, die nicht von Anfang an gedeckt war, das war auch eine sehr große Arbeit der Ingenieure, das zu machen, aber andererseits haben wir uns auch viel Zeit für die Menschen gegeben.
- SS
- Das ist ja das Gegenteil vom Gewinnmaximierungsansatz. Es ging nie um Effizienz, es ging um einen intelligenten Umgang mit den Umständen, mit den Mitteln, aber nicht um eine Gewinnoptimierung.
- DG
- Und das kann so wohltuend auch sein, wenn man das mit unserem Alltag vergleicht.
- LB
- Ja, im Nachhinein ist es das Richtige. Aber es hat natürlich auch viel Ausdauer gebraucht.
- SS
- Wir sind dorthin und haben auf die Situation und das Gegebene reagiert, aber ohne die Leute, die vor Ort sind, wäre das Ding auch nicht zum Leben gekommen. Wenn wir jetzt nicht die Bilder sehen würden, wie die Frauen drin leben, oder die Einmachgläser, die Teppiche die sie jetzt an die Wand gehängt haben anstatt wie wir es uns ausgedacht haben auf dem Boden. Das, was uns so freut, ist ja das Leben, und Subhias Arbeit um es zu betreiben oder zu organisieren.
Das ist bei diesem Projekt das Schöne, dass es eigentlich auch von innen her belebt wird. Sonst hätten wir gar nicht so viel Freude, wenn wir es sehen würden. Alles, was uns überrascht, alles, was wir uns nicht ausgedacht haben, was von alleine entsteht, ist das, was uns berührt oder inspiriert. - LB
- Das war für uns auch so in der Zusammenarbeit mit euch. Wir konnten es uns nicht vorstellen, wie das am Schluss aussehen würde. Wir wollten auch selbst nicht wissen, was es wird. Wir haben das auch zusammen oft besprochen, dass wir auch die Autorenschaft schon ein bisschen früh abgeben möchten, damit es offen bleibt.
- SS
- Das weiß ich. Ich habe euch ein, zweimal geprüft, wie offen ihr seit (lacht).
- LB
- Es war uns sehr wichtig, dass es ein Gemeinschaftswerk ist, wo es eben keine Grenzen gibt zwischen uns, euch oder eben auch den Leuten, die jetzt dort wohnen oder vielleicht auch in der Zukunft.
- LB
- Die Frage, wie offen oder wie fertig sollte Architektur eigentlich sein, hat uns stark beschäftigt. Ich denke, jetzt bei eurer Arbeit, bei dir, Daniel, die Landschaftsprojekte sind ja erst fertig nach…
- DG
- Die sind nie fertig.
- LB
- Sie kommen erst zum Leben nach fünf Jahren vielleicht. Das ist eigentlich ein Unterschied zum klassischen Verständnis der Architektur. Oft übergibt man die Architektur und dann ist sie natürlich nicht fertig, aber es passiert dann nicht mehr so viel vielleicht jetzt in der Schweiz, wenn das gebaut ist. Dann eröffnet man es und man repariert quasi nur noch die Fehler. Ich glaube, wir begleiten dieses Projekt auch weiter.
Vielleicht auch bei dir Shirana in der Kunst. Sind deine Werke fertig, wenn du sie übergibst? - SS
- Schau, die sogenannte fertige Form von meiner Arbeit, z.B. eine Ausstellung, ist der Zustand, der mir am fremdesten ist. Weil, das ist immer nur so ein Moment, wo man kurz still hält und dann geht es weiter. Aber man lebt sich manchmal bisschen auseinander und hinterlässt man manche Sachen. Das kannst du (Daniel) mit deinen Bäumen nicht machen.
- DG
- Das wäre gemein. Die rufen ja immer wieder. Die rufen uns auch die Bäume. Das interessiert uns ja auch, weil wir es ja dann eben auch wissen wollen. Wachsen sie nun an? Ist der Baum jetzt größer geworden? Hat er jetzt diese Form, die wir uns da wünschen? Oder hat es inzwischen einen Sturm gegeben? Oder viel Schnee zum Beispiel? Wie in diesem erwähnten Schlehdorn, wo jetzt durch den Schnee diesem Baum die Äste abgebrochen sind. Und dann wieder ausschlagen oder austreiben und sich wieder eine Form suchen.
- SS
- Der kommt bestimmt wieder. Und dann gehen wir hin und machen einen Entziehungsschnitt zusammen.
- DG
- Einen sanften Entziehungsschnitt.
- LB
- Vielleicht allgemein, damit diese Konversation auch unseren Raum verlässt und dort weitergeführt wird, was würdet ihr wissen wollen von Subhia, von Bewohnerinnen, von Hazima oder von Ogi?
- DG
- Ich hätte sicher einige Fragen. Mich würde interessieren, wie es den Bäumen geht, wie der Nussbaum oder wie der Garten sich entwickelt. Wir haben ja da noch einen Garten vorgesehen, um Gemüse und Blumen zu kultivieren oder zu pflanzen. Das würde mich auch sehr interessieren. Das wäre so eine Frage. Oder ob sie den Brunnen gebaut haben oder ob das noch kommen wird. Wir wollten ja einen Brunnen da bauen.
Dann würde mich auch die Nutzung interessieren. Ich habe gesehen, sie haben da einen Tisch hingestellt mit Sonnenschirm, der im Raum sitzt. Die Idee wäre natürlich, dass der Ahornbaum mal so groß ist, dass der Schatten von dem kommt. Da würde es mich interessieren, wie sich die Nutzung im Außenraum so anfühlt.
- SS
- Also mich würde es auch sehr interessieren zu wissen, wie diese Lebensform für die Frauen sich so anfühlt. Das ist ja für sie eine neue Lebensform, wie sie da einfach mit vier anderen Frauen zusammenkommen. Das kann man mal beobachten gehen, aber es wäre sicherlich auch schön, von ihnen zu hören. Diese kleinen Einheiten und der große geteilte Raum. Ich weiß nicht, ob es so eine typische Lebensform wäre. Das würde mich sehr interessieren, was die Bewohnerinnen dazu sagen.
- LB
- Ich glaube, man sieht eine grosse Sorgfalt und auch Liebe. Das ist ja auch das, was uns freut.
- SS
- Von Hazima zum Beispiel wüsste ich gerne, das Ganze kommt ja aus dieser gewaltsamen Geschichte, die für alle Protagonisten, das muss man ja auch noch sagen, dass die Architekten aus Serbien sind und das Haus in Bosnien steht. Das war ja kein Aushängeschild der Völkerverständigung. Was hat das für Hazima für eine Bedeutung, dass das Projekt doch so weit gekommen ist, wie sie sich das vorgestellt?
Für die Architekten wäre es für euch okay, wenn man auch am Gebäude weiterbauen würde? Wäre es für euch auch okay, wenn man da das Volumen auch noch ändern würde? - LB
- Ich denke, ja. Wir sind eigentlich sehr offen mit unseren Gebäuden. Auch das Haus in Belgrad (Avala House), das wir zusammen angeschaut haben, das lebt ebenfalls weiter mit uns. Für uns ist es natürlich schön, wenn es ein Dialog ist, was passiert, aber wir brauchen auch nicht die volle Kontrolle. Uns interessiert auch, wie die Leute etwas interpretieren, was sie damit machen.
Ich glaube, nach und nach werden wir auch versuchen, mit ihnen auf ganz unterschiedlichen Ebenen, vielleicht nur als Beratung oder ganz ohne uns, vielleicht werden wir auch mal etwas zeichnen. Wir sind da sehr offen, damit es funktioniert für alle.
Wir wussten ja nicht, wer dorthin geht. Ganz zuerst war es ein Haus, das nur für ältere Frauen gedacht war, also für Witwen. Erst später wurde die Idee ein angepasst, als das Design schon stand. Wir haben auch spekuliert, dass es eher ein bisschen gemischt ist, dass es jüngere Frauen gibt und vielleicht sogar mal Familien. Im Moment ist es ja so, dass nur vier Räume permanent belegt sind und einer steht immer offen für den Notfall. Ich glaube, das hat sich schon sehr bewährt.
Für uns war es auch wichtig, dass es vielleicht auch so einfach ist, dass es noch etwas zulässt, was wir nicht vorher vorgesehen haben. Ich glaube, uns interessiert auch, wo es vielleicht noch verbessert werden kann. Das ist keine abgeschlossene Arbeit. - SS
- Ja, machen wir weiter so.
- DG
- Genau.